Sonntag, 28. Februar 2010



Der Vokalaal

Donnerstag 19.11.2010 HFG 11.30 MEZ. Aussenbereich. Hochschule.
Rasen. Spielplatz. Am Abend vorher hatten wir den Dokumentarfilm
HEIMATKLÄNGE geschaut. Momentaufnahmen übers Jodeln.
Landschaften der Schweiz. Archaisches Singen. URMUSIG. Sprache.
Laute. Vokale. A E I O U. Anhebende Stimmen. Abfallende Töne.
Musik reduziert auf ihre Wurzeln. Gesang der Höhe. Stimmen der
Täler. Echo. Berge. Spazioniert standen wir, aufgestellt als Kreis,
auf dem geteerten Weg zwischen Rasen und Spielplatz um
Lautübungen auszuführen, als ein schwarzgekleideter Mann
mit Hut auf einem Fahrrad an uns vorbeifuhr und aus dem Kreis
der Name SLO-O-TER-DIJK kraftvoll, anhaltend gejodelt wurde.
Ich hielt den Atem an und konnte mich nicht entscheiden, war ich
ein kurzgehaltenes A, ein Affekt haschendes E, ein hoheitsbewußtes
I, ein langtönend aufsteigendes O oder ein ruhig staunendes U.

Zeichenkörper Körper. Der Torwart und der Wortwart. 

Als die weißen Tore noch standen und mir die Benutzung selbiger
als solche mit einer Hinweistafel verwehrt wurde, dacht ich im 
Besonderen darüber nach und es lag nache diese Skulptur als Rahmen
für abstrakte, perfomative Buchstaben zu nutzen, die aus Körpern
gebildet eine art Silbenerscheinung hervorbringen sollte. Als Wortwart
übertrug ich die Verantwortung den einzelnen Buchstabenkörpern, die
nach Anweisungen zum Gebrauch ihrer Gliedmaßen verschiedene
Serifen und Quadrangeln zum Vorschein brachten, die in der
Morgensonne das Licht reflektieren, worauf es in die Augen der
vorübergehenden Menschen fiel. Diese Übunge als Ausdruck
dreidimensionaler Buchstabenfreude war nicht unbedingt
erfolgreich im Sinne einer Eroberung von lesbarer Schrift.
Es war vielmehr ein kurzer Moment instabiler Signalübertragung.